
Georg („Schorsch“) Ritter. Born 1947 and raised in Kleinheppach, at that time a little village near Stuttgart. Learned a lot for live in his father’s and brothers small sized vineyards and agriculture fields. Lives in Bavaria since 1968, studied Horticulture and Landscape-Ecology in Freising-Weihenstephan. Impassionate mountaineer with a long history in alpine climbing and high altitude expeditions in the European Alps, in South Amerika, in Russia and in the Himalayan Mountains. Started with photography more or less sixty years ago with a good old small Voigtländer Camera. Now retired with time sharing between Forester, Photographer, NGO-Assistant, Housekeeper, Alpinist, Cyclist etc. pp.
Der folgende Text stammt von Roland Stierle, meinem Bergfreund seit den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, lngjähriger Vorsitzender derSektion Stuttgart des DAV und viele andere herausragende Positionen im Alpinen Umfeld, aktuell (2025) 1.Vorsitzender des DAV. Danke Roland!
Originaltext in Stuttgart Apin, Juni 2017
Zwischenüberschriften wurden nachträglich eingefügt
Der Achttausender Mann
Bei Schorsch Ritter blicken wir auf eine außergewöhnliche Bergsteigerpersönlichkeit die neben dem Mount Everest den Kanchenjunga bestieg und am Nanga Parbat eine der Top-Himalaya Routen eröffnete.
Sein Ausgangspunkt war das Remstal wo er in Kleinheppach in einer Weingärtnerfamilie geboren wurde. So lag es nahe, dass der Naturliebhaber nach der Mittleren Reife eine Gärtnerlehre an der Staatsschule für Gartenbau in Hohenheim absolvierte.
Um sein Wissen im Gartenbau anschließend zu vertiefen besuchte er die Ingenieurschule in Weihenstephan, die 1972 mit der Graduierung zum Ingenieur abschloss. Seine Begeisterung für die theoretischen Zusammenhänge speziell in der Landschaftsökologie und im damals reifenden Umweltschutz führten ihn zum Studium an der TU München, welches er dann mit dem Diplom beendete. Es waren nicht nur die Semester der Theorie, sondern auch die Arbeit im Gelände die ihm große Freude bereitete. Bereits während des Studiums arbeitete er an umfangreichen Biotopkartierungen im deutschen Alpenraum. Nicht zuletzt sein bergsteigerischer Hintergrund öffnete ihm die Tür zur beruflichen Karriere zunächst beim ‚Alpeninstitut‘ in München und später dann bei der Stadt München.
Alpen, Kirgisien, Mittel- und Südamerika
Es war kein reiner Zufall, dass ihn das Studium in Richtung München verschlug, er war damit auch den Bergen ein gutes Stück näher gekommen. Mit dem Bergsteigen begann er schon 1966. Einer unvergesslichen Stubai-Durchquerung folgten erste Klettermeter im Blautal mit Freunden aus Endersbach, fand dann in Sepp Mack und Henry Scheer großartige Seilpartner mit denen er in Folge die Punta Civetta Nordwestwand durchstieg, ebenso den Franzosenpfeiler am Crozzon – es war die 10.Begehung der damals hoch im Kurs stehenden extremen Kletterei – oder den Schmuck-Kamin in der Fleischbank Ostwand.
Nach Begehung der berühmten Triolet Nordwand und der Petites Jorasses Westwand erhielt er eine Einladung zum Pik Lenin. Gemeinsam mit Sigi Hupfauer gelang ohne jeglichen Höhenprobleme der 7.134m hohe Gipfel in Kirgisien. Es war der Auftakt zum Höhenbergsteigen, seiner wahren Passion, und das obwohl das internationale Bergsteigertreffen im Pamir von einer großen Katastrophe überschattet war: Fast die komplette russische Frauennationalmannschaft im Bergsteigen starb am Berg, zum Teil an Erschöpfung, zum Teil in Lawinen nach einem Wettersturz.
Bevor verschiedene 5.000er in Mexico, darunter der Popocatepetl, sowie in Südamerika der Fast-Siebentausender Aconcagua und der Illiamani gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau Inge und Hermann Kräss bestiegen wurden , durchstieg Schorsch zusammen mit Sepp Mack noch die Ortler-Nordwand in einem Zug von Söflingen aus und kletterte durch die phantastische ‚Hemming-Route‘, damals ‚die schwerste‘ im Montblanc-Gebiet, in der Dru-West.
Himalaya
Mount Everest, 8.848m, 80. Begehung
1978 wurde Schorsch von Prof.Dr. Herrligkoffer auch diesmal wieder auf Empfehlung von Sigi Hupfauer zur Mount Everest Expedition eingeladen. Die Teilnehmerliste glich dem „who is who“ der deutschen und französischen Spitzenbergsteiger. In der alpinen Presse war Schorsch, der sich damals wie heute nie in den Vordergrund drängte, weitgehend unbekannt, doch Insider schätzten seine außergewöhnliche physische und psychische Leistungsfähigkeit und so gehörte er auch zu den ganz wenigen die erst kurz unterm Gipfel Flaschensauerstoff benutzen um so den höchsten Punkt der Welt zu erreichen. Erst wenige Wochen zuvor war es erstmals Bergsteigern gelungen den höchsten Berg ohne künstlichen Sauerstoff zu erklimmen. Die Expeditionen der siebziger und achtziger Jahre mussten im Gegensatz zu den heutigen kommerziellen Angeboten noch richtig schuften. Gemeinsam mit den Sherpas wurde der Khumbu-Eisbruch versichert und Lasten bis zu 30kg in die Hochlager transportiert.
Kanchendzönga , Kanchenjunga, 8.586m,
21. Begehung, Erster Deutscher auf dem Hauptgipfel
Zwei Jahre später bereits lud ihn Herrligkoffer wieder zu einer Himalaya-Expedition ein, diesmal mit dem Ziel des Hauptgipfels de 8.598m hohen Kanchenjunga. Viele deutsche Expeditionen, u.a. die legendären Expeditionen von Paul Bauer im dritten Reich, haben sich jahrzehntelang an diesem schwierigen Achttausender versucht, aber ohne Erfolg. Dank seiner unglaublichen Leistungsfähigkeit gelang es Schorsch kurz bevor die Expedition beendet werden mußte, geradezu in einem Parforceritt den Hauptgipfel zu besteigen. Er war bis dahin der erste Deutsche auf dem Hauptgipfel und sollte es für weitere 25 Jahre bleiben!
Nanga Parbat, 8.125m, Erstbegehung des Südostpfeilers, Rupalflanke
Schorsch war in der körperlichen Verfassung seines Lebens. Nach einem kurzen Ausflug zum Klettern am extremen norwegischen Trollrücken fuhr er abermals mit Herrligkoffer in den Himalaya. Der Nanga Parbat war das Ziel und dort der noch unbestiegene Rupal- oder Süd-Ost- Pfeiler. Gehörte schon die Rupalflanke zu den anspruchsvollsten Routen auf einen Achttausender, so erwartete das Team am Süd-Ost-Pfeiler schwierige Felskletterei und steilste Eispassagen: Mehr als 4.500 Höhenmeter waren bis zu 70Grad steiles Eis zu überwinden, unterbrochen von Felskletterei im vierten Schwierigkeitsgrad und fast senkrechten Eisriegeln. Trotz erheblichem Eis- und Steinschlag kombiniert mit gigantischen Lawinenabgängen gelang der Durchstieg. Während Schorsch zusammen mit den polnischen Gefährten Thadäus Pietrowski und ‚Napoleon‘ Bielun kurz unterhalb des Südgipfels wegen unendlicher Schneemassen kurz vor Einbruch der Nacht umkehrte und unversehrt auf ihr letztes Lager 3 absteigen konnte, stieg ihr später nachkommender Partner Uli Bühler (21) weiter Richtung Gipfel. Er hatte, unbemerkt von seinen Kameraden, in einem Notbiwak ausgeruht und stieg dann bei einbrechender Dunkelheit weiter auf, mußte nochmals biwakieren und kehrte mit schwersten Erfrierungen und beginnender Höhenkrankheit vom Südgipfel ins Hochlager zurück. Um Uli zurück ins Basislager zu bringen, verzichteten seine drei Kameraden auf einen weiteren Gipfelgang.
Die Erstbegehung dieses gewaltigen Pfeilers 1982, der sich wie die Aufeinanderstellung der Nordwände von Ortler, Matterhorn, Triolet und Courtes präsentiert, war und ist ein Meilenstein im Himalaya-Bergsteigen.
Alpen, Bayern, Daheim
Es war auch der Höhepunkt und Abschluss einer ganz großen Achttausender-Karriere. Schorsch, zwischenzeitlich voll berufstätig, kehrte zurück in die Alpen und in sein Lieblingsgebiet dem Karwendel. Viele Wochen hatte er dort mit Vegetationskartierungen bereits verbracht und jetzt fügte er noch einige Laliderer-Wand-Touren hinzu. So gelang u. a. die Direkte Nordwand, genauso wie später der Westwandpfeiler am Hohen Göll – eine der allerschwierigsten Kletterrouten seiner Zeit – mit seinem Freund Sepp Mack.
Unser Sektionsmitglied Georg Ritter lebt zurückgezogen von der alpinen Schickeria Szene zwischen München und Landsberg, sein Rat ist dennoch geschätzt und so vertrat er auch den DAV im Umweltgremium des weltweiten Bergsteigerverbands UIAA leise, doch wirkungsvoll.